Mein Weg in die Freimaurerei

Seit dem 11 September ist eine regelrechte Flut der verschiedensten Verschwörungstheorien aus Amerika über die ganze Welt geschwappt. Dabei bietet es sich an, Gesellschaften, Bünde und Bruderschaften als die Lenker der Welt darzustellen. Alles, was sich hinter verschlossenen Türen abspielt, steigert die Phantasien der Menschen ins Aberwitzige und zu nie dagewesenen Größen. Warum auch nicht.

Immerhin haben wir es der Phantasie der Menschen -und damit uns selbst- zu verdanken, dass eine Mondlandung oder gar die moderne Medizin möglich wurde. Seien wir mal ehrlich mit uns: wer möchte eine Zeitung, eine Zeitschrift oder gar ein Buch lesen mit dem Titel “Sei wie Du bist“ oder “Werde ein besserer Mensch durch Arbeit an Dir “. Die modernen Medien stecken wie alle anderen Branchen in der Krise, in unserer heutigen Überflussgesellschaft ihre Produkte loszuwerden. Da bietet es sich geradewegs an, die Neugierde im Menschen zu wecken, die spätesten seit Weihnachten in jedem von uns steckt. Sobald das Wort Geheimnis oder Verschwörungstheorie fällt, ist sofort unser Interesse bewusst oder unbewusst geweckt. Warum auch nicht.

So erging es auch mir vor rund zwei Jahren, als ich beim mittäglichen Zeitungslesen auf einen Artikel mit der Überschrift stieß:

„Freimaurer laden zum Tag der offenen Tür“

Was sollte das denn bedeuten -Freimaurer, Tag der offenen Tür ? Das passt doch gar nicht zusammen, das ist doch eine Geheimgesellschaft, die lassen mich doch gar nicht rein ! Mh… da muss ich unbedingt hin ! Gesagt, getan. Mulmig war mir allerdings schon, als ich mit meinem Freund das erste Mal das Logenhaus in der Welckerstraße betrat. Alleine hätte ich mich wohl nicht getraut. Wir wurden freundlich empfangen und hörten uns zwei Vorträge an. Danach erkundeten wir die Räumlichkeiten, bis wir wieder zum Eingang kamen. Als wir etwas verloren an der Garderobe standen, kam ein älterer freundlicher Herr auf uns zu, der sich uns als Freimaurer und Meister vom Stuhl, also Vorsitzender einer Loge, vorstellte. Auf unsere Fragen hin berichtete er uns sehr detailliert über die Freimauerei. Von Geheimgesellschaft hingegen keine Spur. In der Anschaulichkeit und in der Begeisterung seiner Erklärungen über Freimaurerei konnte ich mich sofort wiederfinden. Ich war von den Eindrücken dieses Tages tief berührt.

Danach wurden wir von der Loge, bei dem der Herr vom Tag der offenen Tür Mitglied ist, zu Gästeabenden eingeladen, bei denen philosophische Themen diskutiert werden. Alles war auf freiwilliger Basis, ich hätte jederzeit abbrechen können. Von der ersten Begegnung bis zu meiner Aufnahme am 06.12.2010 sind fast eineinhalb Jahre vergangen, eine wunderbare Zeit, in der ich mich selbst prüfen konnte, ob ich wirklich dieser Bruderschaft beitreten wollte.

Seither hat sich viel in meinem Leben getan. Genauer gesagt, ich habe mich seit diesem Tag verändert. Durch die Diskussionen mit den Brüdern in der Loge wurde ich angeregt, über mich und mein Handeln nachzudenken. Dies hat sicherlich dazu geführt, mir eigene Fehler einzugestehen, auf der anderen Seite hat es aber auch meine Selbstsicherheit gestärkt.

Letzte Woche wurde nun auch mein besagter Freund in derselben Loge aufgenommen. Er war skeptischer gewesen als ich und nahm sich dementsprechend auch mehr Zeit, für sich eine Entscheidung zu treffen. Mittlerweile möchte ich meinen “Verein“ nicht mehr missen, denn es tut gut, den Brüdern zu begegnen und dadurch angeregt zu werden, über sich selbst nachzudenken, anstatt ständig nur den nächsten Rekorden nachzujagen, wie es in unserer heutigen Gesellschaft gelebt wird.

Frei nach Dan Brown: Die Freimaurer mögen eine Gesellschaft mit Geheimnissen sein, eine Geheimgesellschaft hingegen sind sie nicht.

Verfasser: 32 Jahre, verheiratet

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